«Auf einen Werkkomplex, der sich mit Räumen und Erscheinungsformen der Warenwelt auseinandersetzt, stößt man mit den Arbeiten nach Erasmus, Nenne einen Belgier nie einfach nur Belgier und alles in Ordnung.
Wie Natur- und Kulturlandschaften in verschiedenen geographischen und kulturellen Kontexten eine andere Ausformung aufweisen, so sehen auch Konsumlandschaften nicht überall gleich aus. Beim Betreten eines Supermarktes trifft man in unterschiedlichen Ländern auf ein anderes Angebot an Nahrungsmitteln, das sich in jeweils charakteristische Verpackungen hüllt. In Großbritannien stieß die Künstlerin auf Milchbehälter aus Plastik, in denen sie eine strukturelle Ähnlichkeit zur örtlichen Wohnhausarchitektur erkannte. Britischen Reihenhäusern gleich stehen die Milchbehälter als Produkte eines transformatorischen „Recyclingprozesses“, dem die Künstlerin sie unterzogen hat, nun da.
Im Rahmen eines Aufenthaltes in Brügge setzte sich Rosmarie Lukasser mit Ratschlägen auseinander, die in Reiseführern zum korrekten Umgang mit der belgischen Bevölkerung zu finden waren. Nenne einen Belgier nie einfach nur Belgier wurde da etwa empfohlen. Die Künstlerin nahm diesen Hinweis auf und begab sich auf die Suche nach möglichen Beweisführungen. Fündig wurde sie auf Milchpackungen, die Beschriftungen in den belgischen Landessprachen aufweisen. Der profane Tetra Pak, Symbol der Konsumgesellschaft, wird von ihr als kulturell konnotierter Träger von Zeichen identifiziert, der über die politische Situation eines Landes Auskunft gibt.
Immer wieder ähnliche Gestalt annehmend, haben sich in der Warenwelt archetypische Formen herausgebildet, die sich in ihrer Uniformität auch in den gleichgeschalteten architektonischen Formen städtischen Umgebungen wiederfinden. Als subtiler Verweis auf überbordenden Konsum bei grundsätzlicher Gleichartigkeit von Produkten, die sich hinter hübsch gebrandeten Verpackungen verbirgt, lassen sich daher die Verbundverpackungen von alles in Ordnung lesen.»

Beate Lex