Rosmarie Lukasser: Annäherung an „... bin im Netz“

«Im Dunkel des hinteren Ausstellungsraumes offenbart sich dem Besucher eine in blaues Licht getauchte Silhouette einer menschlichen Figur. Schreitet man näher so kann man eine aus Gips gefertigte, geschlechtsneutrale Plastik in einer uns durchaus vertrauten Haltung ausmachen. Diese ist ähnlich, der alltäglich, individuell praktizierten Weise, wie man sich selbst mit einem Laptop in den eigenen vier Wänden wiederfindet. Die Körperhaltung erinnert dabei an buddhistische Mönche in Ausübung ihrer Zen-Meditation. Komplett in sich gekehrt, vollkommen auf die Sache konzentriert, unabhängig von Ort, Raum und Zeit.
Der Gebrauch des Materials Gips als Katalysator, in Bezug auf seine temporär begrenzte Verwendung als Zwischenschritt im Schaffensprozess einer Plastik, hebt diese Eigenschaft einer Zwischenzeitlichkeit, einer Opferung der Echtzeit für die „Systemzeit“ umso stärker hervor. Die Künstlerin hatte die Idee zu dieser Arbeit während eines Studienaufenthaltes in England. Vom Heimweh geplagt, sagt sie, wäre die Benutzung des räumlich und zeitlich unabhängigen Mediums Internet, das beste Mittel gewesen sich über das Gefühl von Einsamkeit hinweg zu trösten. Kritisch betrachtet, und das ist durchaus Lukassers Absicht, wird jedoch durch die Benutzung des Internets, die eigentliche Intention eines Auslandsaufenthaltes, sprich neue Erfahrungen mit Kultur und Mensch zu machen ad absurdum geführt und daher obsolet.»

Lucas Cuturi